Die Theaterbibliothek der Herzogin Charlotte (1751 - 1827)
Über Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha-Altenburg und ihre literarisch-wissenschaftlichen Interessen
Über Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen ist nur wenig bekannt. Sie wuchs in Frankfurt am Main und Meiningen auf und heiratete im Alter von 18 Jahren 1769 den Gothaer Prinzen Ernst, der ab 1772 als Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1804) regierte. In der älteren Literatur wurde sie als einfach ungebildet, "aber doch unverdorben" charakterisiert. Sie erwarb sich zahlreiche astronomische Kenntnisse und teilte die Liebe Ernsts für astronomische Beobachtungen. Nach dem Tod ihres Gemahls reiste sie zusammen mit dem Gothaer Hofastronomen Franz Xaver von Zach (1754-1832) durch Frankreich und Italien, wo sie von Zach am Ende ihres Lebens heiratete. Sie überlebte ihre vier Söhne, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. Ihre besondere Liebe galt dem Theater, mindestens 24 Theaterbesuche innerhalb eines halben Jahres notierte sie auf ihrer Reise 1807 nach Italien. Herzogin Charlotte ist in Genua begraben.
Entstehung, Umfang und äußere Merkmale der Theaterbibliothek
Gehörte der Besuch von Theateraufführungen und Bibliotheken zu den obligatorischen Vergnügungen einer adligen Reise um 1800, so zeugt die von Herzogin Charlotte angelegte Theaterbibliothek, die sie bereits 1787 an die Herzogliche Bibliothek übergab, von ihrer besonderen Liebe zu den darstellenden Künsten. Möglicherweise war auch Charlotte an der von Ernst beförderten Errichtung des Gothaer Hoftheaters seit 1775 beteiligt. Art und Umstände der Entstehung der Theaterbibliothek sind nicht bekannt. Von den etwa 1.000 Titeln sind heute 90% in der Forschungsbibliothek überliefert. Sie sind meist mit einem einfachen Papiereinband ausgestattet, mit einem einfachen Faden zusammengeheftet und an den auch im überlieferten Katalog der Sammlung enthaltenen Signaturen erkennbar.
Charakter und Gliederung der Theaterbibliothek
Neben den großen antiken, englischen, französischen, spanischen und deutschen Theaterautoren enthält die Bibliothek eine Reihe von anonym erschienenen Schauspielen in zahlreichen Klein- und Gelegenheitsdrucken. Die französischsprachigen Texte überwiegen.
Der Katalog der Theaterbibliothek
Wann und von wem der Katalog (FB Gotha Chart. A 2324) der Theaterbibliothek Herzogin Charlottes angelegt wurde, ist nicht bekannt. Er führt in alphabetischer Reihenfolge der Autoren oder Sachtitel sowohl Monographien als auch in Sammlungen von Theaterstücken und Werkausgaben einzelner Autoren enthaltene Texte auf.
Verwendete Literatur
- Unger, Thorsten: Das Gothaer Hoftheater als Ort des Kulturkontaktes Institutionelle Rahmenbedingungen für Übersetzung und Spielplangestaltung, in: Fritz, Bärbel (Hg.): Theaterinstitution und Kulturtransfer.. Tübingen 1997, Bd. 1, S. 373-400.
- Titz-Matuszak, Ingeborg / Brosche, Peter (Hgg.): Das Reisetagebuch 1807 der Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg, Gotha 2003.