Die Privatbibliothek von Prinz August (1747-1806)

Über Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg und seine literarisch-wissenschaftlichen Interessen

Prinz August, jüngstes von sechs Kindern des Herzogpaares Friedrich III. und Louise Dorothea und Bruder des regierenden Herzogs Ernst II. war nicht für die Übernahme von Regierungsämtern bestimmt. Er schlug zunächst die militärische Laufbahn bei einem Gothaer, in holländischen Diensten stehenden Infanterieregiment ein, quittierte seinen Dienst bereits 1772 und lebte ganz seinen Neigungen für Kunst und Literatur. Bleibende Eindrücke hinterließen bei ihm zwei Italienreisen, von deren letzter er 1778 zurückkehrte. In seinem Gothaer Palais versammelte August einen schöngeistigen Zirkel um sich und galt als weltoffener und modernen Geisteshaltungen zugewandter Mensch. Herder, Goethe und Wieland zählten zu seinen Gesprächspartnern.

Entstehung, Umfang und äußere Merkmale der Privatbibliothek

In seinem auf einer der Italienreisen angelegten Tagebuch berichtete Prinz August von Bibliotheken, die er besucht hatte, darunter auch solche, „wo die Bücher das Geringste, die Verguldungen das meiste ausmachen“. Seine Bücher sind hingegen schlicht ausgestattet, am Namenszug „Auguste“ oder „Prinz August“, an ihren roten Rückenschildern oder dem kräftig blauen Buchschnitt zu erkennen. In einigen Büchern tritt uns August als aufmerksamer und mitfühlender Leser entgegen, etwa in dem überlieferten Exemplar der Erstausgabe von Lessings „Emilia Galotti“, das er 1805 durchgearbeitet hatte. Augusts Privatbibliothek scheint zum großen Teil in der Privatbibliothek seines Bruders, Herzog Ernsts II., aufgegangen zu sein. Im Zuge der Integration der privaten herzoglichen Sammlungen in die Gothaer Hofbibliothek wurden sie in den 1820er Jahren entweder in diese übernommen oder als dublett aussortiert und verkauft.

Charakter und Gliederung der Privatbibliothek

Der Katalog der Privatbibliothek zählt 2.015 Titel. Die Sammlung schöngeistiger Literatur zeigt zwar seine ausgeprägte Frankophilie, doch ein weit größeres Interesse an zeitgenössischer deutscher Literatur, versuchte er sich doch selbst als Schriftsteller. August galt als Kenner der Schriften Voltaires und der deutschen Frühaufklärung, die in seiner Bibliothek auch versammelt sind. Daneben erwarb er aber auch theologische, juristische und – wie für einen Adligen seiner Zeit üblich - historische Literatur, was seinen Niederschlag in der Anlage der Bibliothekskataloge gefunden hat.

Die Kataloge der Privatbibliothek

Wann und von wem die drei Kataloge (FB Gotha Chart. B 1213, Chart. B 1247, Chart. B 1200) der Privatbibliothek Prinz Augusts angelegt worden sind, ist bislang nicht bekannt. Unter den Überschriften „Belles Lettres“„Théologie, Jurisprudence, Philosophie“ und „Histoire“ verzeichnen sie ohne weitere sachliche Gliederung und nach Formaten geordnet den Verfasser, den Titel, Druckort und -jahr jedes Werkes. In einem Sammelband enthaltende Werke sind jeweils mit einem Federstrich als zum Band gehörig gekennzeichnet.

Verwendete Literatur

  • Eckardt, Götz (Hrsg.): Das italienische Reisetagebuch des Prinzen August von Sachsen-Gotha-Altenburg, des Freundes von Herder, Wieland und Goethe. Stendal 1985
  • Raschke, Helga: Die Reise des Prinzen August über die Alpen 1777/78, in: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung NF 35 (1999), S. 125-137.
  • Unger, Thorsten: "Es ist theatralischer Unsinn". Die Emilia-Galotti-Lektüre des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg, in: Lessing Yearbook 31 (1999), S. 11-37.