Die Privatbibliothek von Herzog Friedrich III. (1699 - 1772)

Über Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg

Unter Friedrich III. war Gotha zwar das reichs- und außenpolitisch bedeutendste ernestinische Herzogtum, im Wesentlichen aber ein "normaler" Kleinstaat im Gefüge des Alten Reiches: Die Ausgaben für die Hofhaltung überstiegen auch hier die Einnahmen, die Schuldlast vergrößerte sich zusätzlich in Folge von Teuerungen und des Siebenjährigen Krieges. Friedrich III. versuchte ihr durch Soldatenverkäufe, durch verminderte Geldüberweisungen aus der Kammerkasse in die fürstliche Privatschatulle, durch Steuererhöhungen und wirtschaftsfördernde Maßnahmen zu begegnen. Im Gegensatz zu seiner Gemahlin Louise Dorothea (1710-1769), die das literarisch-philosophische Leben in Gotha prägte, blieb Friedrich in den 30 Jahren seiner Regierung (1732-1772) weitgehend ohne Konturen. Zeitgenossen beschrieben ihn als gutmütig und wohlwollend. Allerdings war er einer derjenigen Regenten, die es verstanden, gut ausgebildete Beamte an sich zu binden, die eine stabile Innen- und Außenpolitik sicherstellen konnten.

Entstehung, Umfang und äußere Merkmale der Privatbibliothek

Gemeinsam mit seiner Gemahlin Louise Dorothea ließ Friedrich III. Bücher für die seit Beginn des 18. Jahrhunderts öffentlich zugängliche Hofbibliothek anschaffen. Daneben führte er eine private Büchersammlung, die wahrscheinlich in seinen Privatgemächern aufgestellt war. Für die Sammlung war der Bibliothekar der Hofbibliothek, Christian Gottfried von Freiesleben, zuständig, der 1772 auch den Katalog der Sammlung anlegte. Die im Katalog eingetragenen Signaturen sind auch in den überlieferten Büchern in der Forschungsbibliothek zu finden. Insgesamt umfasste Friedrichs private Bibliothek etwa 2.400 Bücher.

Charakter und Gliederung der Privatbibliothek

Die Bibliothek Friedrichs III. war eine Sammlung zeitgenössischer Literatur, es überwiegen die Titel aus seiner Regierungszeit zwischen 1732 und 1772. Die französische Sprache dominiert - wie in deutschen Adelsbibliotheken des 18. Jahrhunderts üblich - mit der Hälfte aller Titel. Die Theologie führt den Fächerkanon noch vor den historischen, schöngeistigen, geographischen, genealogischen und juristischen Titeln an. Vorhanden war, was für "eine gute Herrschaft notwendig" schien, neben Werken zur Kriegskunst und Architektur auch die Memoirenliteratur europäischer Herrscherhäuser.

Der Katalog der Privatbibliothek

Den Katalog zur Bibliothek Friedrichs III. (FB Gotha, Chart. A 1094) legte der Gothaer Bibliothekar und Schriftsteller Christian Gottfried von Freiesleben (1716-1774) an. Er entstand im Todesjahr von Friedrich und wurde als Gegenstück zum vermutlich ebenfalls von Freiesleben gefertigten Katalog von Friedrichs Gemahlin Louise Dorothea konzipiert. Die zugrunde gelegte Systematik stammt von dem Pariser Buchhändler Gabriel Martin (1678-1761). Martin hatte diese so genannte "französische Systematik" in Europa bekannt gemacht. Die Systematik bestand aus den Hauptgruppen Theologie, Jurisprudenz, Wissenschaften und Künste, den Belles lettres und Geschichte. Freiesleben passte die Systematik der Gothaer Büchersammlung an, indem er unter anderem die bei Martin fehlende Geschichte des Protestantismus einfügte.

Verwendete Literatur