Die Erfurter Privatbibliothek Carl Theodor von Dalbergs (1744-1817)

Über Carl Theodor von Dalberg und seine literarisch-wissenschaftlichen Interessen

Leben und Werke des Politikers und Kirchenfürsten Dalberg sind bis in unsere Zeit umstritten. Seine Jahre als kurmainzischer Statthalter in Erfurt (1772-1802) sind dabei gut dokumentiert. Das humanistisch-aufklärerische Bildungsprogramm seiner Jugend steckte den Horizont von Dalbergs späteren literarischen und wissenschaftlichen Aktivitäten ab. Sie reichten von Schriften zur Jurisprudenz, der Staatswissenschaft und dem Kriminalrecht über Arbeiten zur Altertumskunde, Geschichte und die Naturwissenschaften bis hin zu Aufsätzen über Ästhetik und Baukunst. In Erfurt pflegte Dalberg Kontakte zu den Weimarer Dichtern Wieland, Schiller und Goethe, die auch ihren Niederschlag in seiner Bibliothek gefunden haben, oder zu Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg. Zu seinen innigsten Bekanntschaften gehörte die zu Johann Gottfried Herder, dessen Schriften Dalberg als „die reine Quelle“ bezeichnete.

1802 verließ Dalberg Erfurt, um die Erzbischofs- und Kurfürstenwürde von Mainz zu übernehmen. Er förderte zahlreiche öffentliche Büchersammlungen. An den Orten seines Wirkens verfügte er auch über private Bibliotheken, etwa in Regensburg, wo er ab 1814 als Erzbischof und Bistumsadministrator seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Entstehung, Umfang und äußere Merkmale der Privatbibliothek

Während seiner Regierung in Erfurt legte Dalberg eine Bibliothek an, die er bei seinem Weggang aus Erfurt 1802 zurückließ und sie, „nach möglichster Gleichheit getheilet und verlooßet“, dem evangelischen und katholischen Gymnasium der Stadt hinterließ. Damit trug er der Bikonfessionalität Erfurts Rechnung. 

Die Zeitungsberichte anlässlich der Bibliotheksaufteilung sprachen von 5.500 Bänden, der Katalog enthält 3.200 Titel. Die zahlreichen kleinen Schriften sind in schlichte blaugraue, aber auch mit Gold- oder Silberbronze überzogene Papierumschläge gebunden, andere Werke in braunes Kalbsleder oder in kostbare Maroquineinbände. Wo und wann Dalberg Bücher gekauft hat, ist kaum aufzuhellen, es finden sich nur wenige Besitzeinträge in den etwa 2.500 überlieferten Bänden, die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts aus beiden Gymnasialbibliotheken in die Stadtbücherei Erfurt gebracht wurden. Sie stehen heute, getrennt nach den Gymnasialbibliotheken, in der Universitätsbibliothek Erfurt (Nachweise im Online-Katalog).

Charakter und Gliederung der Privatbibliothek

Die von Dalberg in seinen Schriften postulierte Bündelung verschiedener Wissensgebiete zur Gesamtschau darf als Motto einer Charakteristik seiner Erfurter Bibliothek gelten, die als eine Art enzyklopädische Klammer beinahe die ganze Breite des Fächerkanons zusammenhält. Zwischen den Sammlungen zum Recht, zur Theologie, zu den Naturwissenschaften und zur Technik, zur Medizin und zur „schönen Literatur“ gibt es quantitativ nur geringe Unterschiede. Einzig die Geschichte und vor allem die Zeitgeschichte übertreffen die genannten Gebiete. Auf Dalbergs Bemühen, Kenntnisse über die Stadt seines Wirkens zu erwerben, deuten die Werke zur Erfurter und zur thüringischen Geschichte hin. Nicht nachvollzogen werden kann allerdings, ob Dalberg sich tatsächlich um diese Literatur bemühen musste, erhielt er doch zahlreiche Bücher geschenkt. Etwa 60% der Bücher sind in deutscher Sprache verfasst.

Der Katalog der Privatbibliothek

Anlässlich der Aufteilung der Dalberg-Bibliothek zwischen dem evangelischen und katholischen Gymnasium 1802, an dem Placidus Muth als Vorsteher des katholischen und Johann Joachim Bellermann als Direktor des evangelischen Gymnasiums teilnahmen, fertigte Johann Jakob Dominikus (1762-1819), Protegé und Vertrauter Dalbergs, ein Verzeichnis (Stadtarchiv Erfurt 1-1/X B XV-21) an. Es listet 3.200 Titel auf und ist in zwei Spalten, eine für das evangelische (Spalte A) und eine für das katholische Gymnasium (Spalte B), geteilt. Die Titel sind ohne Nummerierung, wahrscheinlich in der Reihenfolge ihrer Aufteilung, aufgeführt.

Verwendete Literatur

  • Färber, Konrad M. (Hrsg.): Carl von Dalberg. Erzbischof und Staatsmann (1744-1817). Regensburg 1994.
  • Paasch, Kathrin: Die Erfurter Privatbibliothek Carl Theodor von Dalbergs. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt (1996), N.F., H. 4, S. 81-103.